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Autorenbildroswithazatlokal

17.10.2020

Aktualisiert: 21. Okt. 2020


Liebes Tagebuch,


die Nanni verhält sich irgendwie komisch. Nicht, dass das etwas Neues wäre. Aber sie verhält sich noch komischer als sonst.


Gestern zum Beispiel hat sie sich doch glatt mit der linken Hinterhaxe das rechte Ohr gekratzt. Und mit der rechten Haxe das linke Ohr. Also überkreuz. Das ist doch nicht normal. So kratzt sich doch keine Miezekatze die juckenden Lauscher.


Ich probiere das jetzt einmal aus, wie das so ist. Vielleicht ein ganz neues Lebensgefühl oder so. Hm, also … irgendwie krieg ich das grad gar nicht hin. Da bräuchte ich entweder längere Pfoten oder größere Öhrlein. Eines von beiden ist auf alle Fälle zu kurz geraten.


„Was machst du da?“ Die doofe Nuss steht hinter mir. Wer weiß, wie lange die mich schon beobachtet, diese hinterhältige Spionin.

„Nix.“

„So sieht es aber nicht aus.“

„Ich wollte … Ich habe …“

„Versuch es erst gar nicht. Erstens ist dein Bauch zu dick und zweitens bist du ungeübt.“

„Wofür?“ Diese blöde Kuh hat mir gar nichts zu sagen. Schon gar nicht, was ich nicht kann. Moment einmal, hat sie gesagt, ich wäre zu dick? „Außerdem bin ich nicht dick, ich habe weibliche Rundungen. Was man von dir nicht behaupten kann“, zische ich sie grantig an.

„Na gut, dann sind halt deine weiblichen Rundungen für gewisse Sachen hinderlich.“ Nanni betrachtet ihre fein säuberlich zugespitzten Krallen.

„Wofür?“, wiederhole ich.

„Na schön, du gibst sonst eh keine Ruhe. Also, der rote Kater und ich, wir treffen uns mehrmals die Woche und trainieren gemeinsam.“

„Ihr macht was?“ Verdattert schaue ich meine Möchtegern-Schwester an. „Du verbrüderst dich mit unserem Feind?“

„Ach, so übel ist er gar nicht. Man muss ihn nur zu nehmen wissen. Ein Kater halt.“ Sie grinst überheblich.

„Und was bitte schön übst du mit dem Idioten?“

„Sein Frauchen macht jeden Tag Yoga vorm Fernseher. Und wir machen mit.“

„Yoga?“

„Ja, Yoga. Sie hat dabei immer die Terrassentür offen. Wegen der Atmung. Dominik und ich sitzen auf der Terrasse und machen mit.“

„Dominik? Wer bitte ist Dominik?“

„Na, der Rote.“

„Damit ich das richtig verstehe, du und der rote Dominik turnt gemeinsam mit seinem Frauchen?“

„Wir turnen doch nicht. Wir machen Yoga.“

„Das will ich auch können. Zeig es mir.“

„Ich weiß nicht recht.“

„Bitte.“

„Na, gut. Ich gebe Dominik Bescheid, dass wir ab heute auf unserer Terrasse trainieren, dann kannst du mitmachen."

Liebes Tagebuch,

ich bin es, Frauli.


Ich glaube, ich habe einen Rückfall. Mein Therapeut hat mich ja Gott sei Dank darauf vorbereitet. Er meint, es ist völlig normal, wenn ich in den Handlungen meiner Katzen mehr sehen würde, als tatsächlich in der Realität passiert. Alle Haustierbesitzerinnen dichten ihren Lieblingen besondere Begabungen an, sprechen mit ihnen, vermenschlichen sie. Aber, und das betont er immer wieder, dies wäre absolut kein Grund zur Beunruhigung.


Wenn also die Hanni mittags mit zusammengepressten Äuglein auf der Couch Mantra-artige Gesänge von sich gibt, ist dies total normales Katzenverhalten.


Und ebenso normal sind Nannis morgendliche Dehnungsübungen. Miezekatzen machen so etwas.


Auch muss ich mir nichts dabei denken, wenn meine Katzenmädels abends mit dem roten Kater auf unserer Terrasse Yoga machen.


Moment, habe ich gerade Yoga gesagt? Ja, wirklich. Es sieht aus, als würden die drei Yoga machen.


Einen kleinen Moment, liebes Tagebuch. „Herr Dr. Berger, ich bin es, Roswitha Zatlokal. Ich weiß, sie haben gesagt, … Aber … Nein, wirklich …. Ja, Yoga …. Aber ...“


Dieser Idiot hat doch tatsächlich mit glucksender Stimme gemeint, ich soll meine Katzen fragen, ob ich mitmachen darf. Und so etwas darf sich Therapeut nennen *grummel*!

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