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Autorenbildroswithazatlokal

19.10.2020



Liebes Tagebuch

Die Nanni hat jetzt dauernd diesen Dominik im Schlepptau. "Nur wegen dem Yoga."

Ha, wer`s glaubt!


Eine Leuchte ist der nicht gerade, liebes Tagebuch. Aber angeblich war sein Urgroßvater Italiener. Deswegen fließt südländisches Blut durch seine Ader, behauptet der rote Dodel. Ständig bringt er Geschenke vorbei. Einmal eine Maus, dann wieder ein Vogerl. So ein Schleimer aber auch. Und wie der redet! Der sagt so Sachen wie: „Oh, meine schöne Tigerin, wohin des Weges?“ zu der Nanni. Und die doofe Nuss kichert dann immer wie ein junges Kätzchen und maunzt ihn mit einem Augenaufschlag an … Brrr!


Die dumme Kuh behauptet ja, ich wäre nur eifersüchtig. Anfangs vielleicht, das gebe ich zu. Aber je öfter ich diesen schmierigen Typen hier bei uns sehe, desto unheimlicher wird er mir.

Hach, da kommt er ja. Wen hat er denn da mitgebracht?


„Darf ich Euch Maximilian vorstellen? Er ist neu in der Nachbarschaft und sucht Anschluss. Ich denke, so eine Yoga-Stunde ist doch die perfekte Anschlussmöglichkeit, oder?“ Er zeigt auf sein graugetigertes Mitbringsel.

„Hallo, meine Damen.“ Maximilian verbeugt sich. Sind denn jetzt hier alle deppert? Gründen wir jetzt am Ende gar einen Yoga-Verein?

„Maximilian, das hier ist die Nanni. Sie ist eine ausgezeichnete Jägerin. Und diese wunderschöne Glückskatze heißt Hanni. Sie liebt ihr Zuhause und ihren Garten und verlässt das alles hier deswegen nur sehr ungern.“ Wieso sagt der Trottel das?

„Kein Problem, Hanni. Dann hüpf ich doch einfach zu dir rüber, wenn mir danach ist.“ Maximilian schnalzt mit der Zunge, zwinkert mir zu. Hilfe, wo ist denn nur Frauli, wenn man sie braucht? Diese Schnösel hier sind mir irgendwie nicht geheuer. Ich sehe schon, es ist vorbei mit der Ruhe. Ich mag keine Fremden. Und zwei schon gar nicht. Am liebsten würde ich abtauchen. Aber irgendetwas hält mich davon ab, die Nanni alleine zu lassen. Man kann ja nie wissen.

„Kann es sein, dass Euer Frauchen uns beobachtet?“ Dominik zeigt auf die Terrassentür.

„Ja, sie passt auf uns auf. Man weiß ja nie, was für Deppen sich hier einschleichen“, kann ich mir nicht verkneifen.

„Hanni!“ Nanni grinst verlegen. „Du bist unhöflich zu unseren Gästen.“

„Oh, fühlt Ihr Euch betroffen? Das tut mir aber leid.“ Ich mag diese Miezekater nicht. Die wollen sich doch hier nur einnisten. Das sind sicher zwei Streuner, die ein warmes Plätzchen suchen und unser Futter haben wollen. Wer sagt denn, dass die Yoga-Turnerin wirklich Dominiks Frauchen ist?


Ich muss da die Nanni nochmals ganz genau dazu befragen. Das sieht man doch jeden Tag im Fernsehen, wie das läuft. Mann, Mann, Mann. Dass die Nanni auf solche schmierigen Typen hereinfällt, hätte ich auch nie geglaubt. Kaum kommt ein halbwegs gutaussehender Kerl daher, kann sie nicht mehr klar denken. Aber gut, dass sie mich hat, die doofe Nuss. Hat die ein Glück, dass ich über so ein ausgezeichnetes kriminalistisches Gespür verfüge. Haben sich die vielen Weiterbildungsstunden vor dem Fernsehen also doch gelohnt.


„Hanni?“ Dominik sieht mich fast strafend an. „Wir warten auf dich.“

„Ja, ich bin ja da. Fangen wir also an.“ Ich stelle mich so, dass ich beide Kater im Blickfeld habe. Irre ich mich, oder werfen die sich ständig vielsagende Blicke zu?


„Bevor wir anfangen: Heute seid Ihr unsere Gäste. Dominik hat mir die letzte Zeit immer etwas vorbeigebracht, dafür möchte ich mich revanchieren.“ Hanni grinst und zeigt auf einen Berg Leckerlis.


Wann hat sie die denn abgezweigt? Und wie hat sie die vor mir verstecken können? Wieso hab ich das nicht mitgekriegt? Und warum dürfen diese zwei Heinis jetzt unsere Leckerlis mampfen? Siehst du, liebes Tagebuch, es geht schon los. Alles entwickelt sich genau so, wie ich es vorausgesehen habe.

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