Liebes Tagebuch,
Frauli war weg. Tagelang. Ohne uns. Aber ich durfte nichts sagen. Weil, wenn das wer mitbekommen hätte, dann hätten die am Ende gar versucht die prächtige und besonders kluge Katze, also mich, zu stehlen. Ich bin ja jetzt berühmt. Da ist man schon kidnapp-gefährdet. Ob man will oder nicht.
Aber von Anfang an.
Frauli holt kommentarlos ihren Koffer vom Dachboden. Still und leise liegt er im Schlafzimmer, der hübsche rote Koffer. Ganz unschuldig. So, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Bei mir schrillen sofort alle Alarmglocken. Ich düse in den Garten, gib der Nanni Bescheid. Wir dürfen Frauli ab sofort nicht aus den Augen lassen, müssen immer dicht an ihr dran bleiben. Oder uns im Koffer verstecken, damit sie uns mitnimmt.
„Quatsch“, sagt die Nanni. „Die fahrt doch nicht ohne uns fort. Warum sollte sie?“ Ich zeige ihr den Koffer. „Okay, es sieht wirklich so aus, als würde sie verreisen wollen.“ Frauli beginnt zu packen. „Die macht ernst.“ Frauli beschmust uns, als würden wir uns nie mehr wiedersehen. „Sie macht mir nun doch ein wenig Angst.“ Frauli zischt samt Koffer bei der Tür hinaus. „Und weg ist sie.“
„Und was ist jetzt mit uns?“, frage ich schluchzend.
„Was soll schon sein. Die Sabine kommt, füllt unsere Schüssel voll bis Frauli wiederkommt.“ Nanni zuckt mir den Schultern, legt sich seelenruhig in den Garten auf die Liege.
Mir bleibst nur noch du, liebes Tagebuch.
„Spinnst du? Du kannst das doch nicht öffentlich machen?“ Die Nanni steht plötzlich mitten auf dem Schreibtisch. „Willst du, dass die ganze Welt erfährt, dass wir alleine zu Hause sind? Was, wenn ein Einbrecher kommt und unser Futter stehlen will?“ Sie klappt den Laptop derart heftig zu, dass ich gar nicht dazu komm meine Pfoten in Sicherheit zu bringen.
„Aua, spinnst du?“, schreie ich sie an.
„Besser, ein Klaps auf die Pfoten als von einem Einbrecher gestohlen.“
„Du meinst, es besteht die Gefahr, dass wir gekidnappt werden?“
„Was weiß ich?“ Nanni begutachtet betont lässig ihre Krallen. „Vielleicht.“
„Aber, wir sind doch ganz alleine. Wer soll uns denn beschützen?“
„Eben darum sollst du nicht ausposaunen, dass Frauli abgedampft ist. Außerdem vergisst du die Sabine. Die kümmert sich schon um uns.“
So habe ich mich auch gefühlt, wie Frauli das letzte Mal in Urlaub war. Und das vorletzte Mal. Und das … He, die lässt uns aber oft alleine mit der Sabine.
Tja, und heute darf ich dir das erzählen. Denn Frauli ist wieder da. Hat die Tür aufgesperrt als wäre nichts gewesen. Hat „Hanni, Nanni!“ durch die Gegend geplärrt, uns geknuddelt und ist einfach wieder da. So einfach ist das. Toll, oder?
Comments