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Autorenbildroswithazatlokal

26.06.2020


Liebes Tagebuch,

ich bin heute so was von fertig. Den ganzen Tag hab ich nur geschuftet. Und glaubst du vielleicht, man dankt es mir? Natürlich nicht!


Anfangen tut es ja schon in der Früh. Ich bin putzmunter, will aufstehen und frühstücken. Der Wecker beginnt loszududeln und ich hopse erwartungsvoll aus dem Bett. Und was macht Frauli? Sie drückt, wie so oft in letzter Zeit, einfach die Schlummertaste. Ich übe mich in Geduld und warte. Der Wecker dudelt noch einmal los, Frauli drückt wieder die Taste. Ich stupse Frauli vorsichtig mit der Pfote auf die Nase. Keine Reaktion. Mein vorsichtiges Stupsen verwandelt sich in ungeduldiges Patschen, was mir ein grantiges Brummeln einbringt. Frauli versteckt sich unter der Bettdecke. Wenn sie glaubt, dass mich das daran hindert, sie aufzuwecken ... Ich hole aus, reiß ihr die Decke vom Gesicht, und brat ihr eine über, mitten ins Gesicht. Ein grün-braunes Auge sieht mich vorwurfsvoll an. Die Melodie des Weckers erklingt neuerlich. Eine Hand schiebt sich in Richtung Schlummertaste. Ich gebe dem Wecker einen ordentlichen Schubs, mit lautem Geschepper landet er auf den Fußboden.


„Hanniiii. Du bist echt eine Nervensäge.“ Schnurrend umschmuse ich Frauli. Mein Magen knurrt inzwischen derart laut, dass sogar Frauli darauf aufmerksam wird. „Wieso frisst du nicht einfach Brekkies?“ Brekkies zum Frühstück? Ich dachte, mit dem Thema sind wir längst durch. Ich mag diese Knusperdinger nicht in aller Herrgottsfrüh, das solltest du mittlerweile wissen. „Na, gut, komm.“ Gemeinsam gehen wir die Treppe hinunter. Nanni wartet vor ihrer Futterschüssel. „Ja, Nanni-Puppi, hast du auch Hunger?“ Nanni-Puppi? Kann mir bitte jemand erklären wieso sie das Puppi ist, ich aber eine Nervensäge bin?


Mir ist fad. Frauli ist arbeiten, wir sind – wieder einmal – alleine. Hm, ich könnte ja meine Spielsachen sortieren. Das ist längst überfällig. Mit Schwung leere ich die Kiste aus. Meine Püppchen und Bälle verteilen sich über den Wohnzimmerboden. Das sieht total hübsch aus. Ich beschließe, sie so liegen zu lassen. Meinen Flamingo und mein Quietsche-Küken lege ich auf Fraulis Lieblingssessel. Da sind sie in Sicherheit, falls ein Einbrecher kommt. Sicherheitshalber decke ich sie auch noch mit Fraulis Weste zu.


So, was nun? Kurz sehe ich mich im Raum um. Mein Blick streift die Couch … Ah, die Zierpolster. Die sind mir schon lange ein Dorn im Auge. Die Farbgestaltung gefällt mir irgendwie überhaupt nicht. Tja, Geschmack kann man halt nicht kaufen. Den hat man oder eben nicht. Kurzerhand schmeiße ich alle Polster unter den Couchtisch. Hier sieht man sie wenigstens nicht gleich.


Im Schlafzimmer kontrolliere ich ob Frauli das Bett ordentlich gemacht hat. Natürlich nicht. Aber ich habe es auch nicht anders erwartet, liebes Tagebuch. Ich zupfe die Bettdecke zurecht und mache lustige Muster in die Pölster indem ich mich mit meinem ganzen Gewicht fest hineindrücke. Zufrieden strecke ich mich aus und genieße für einen Moment die Stille.


Im Bad stechen mir die schlapprigen Handtücher sofort ins Auge. So etwas geht gar nicht, wenn du mich fragst. Unter enormer Kraftanstrengung bausche ich sie hübsch auf.

Die großen Badetüchern liegen fest eingerollt in ein Regal gepresst. Da kriegst du nicht einmal eine Pfote dazwischen. Das sind einfach viel zu viele für das kleine Kasterl. Also mustere ich sie gleich einmal gründlich aus, schmeisse die überflüssigen Badetücher auf den Boden.


Danach lege ich mich zufrieden ins nunmehr geräumige Regal. Mein Blick fällt auf den Badetuch-Berg auf dem Fußboden. Mit Schwung springe ich hinunter und lande in einer wohlig-weichen Frotteewelle. Das ist lustig! Immer wieder kraxle ich hinauf ins Regal, immer wieder springe ich auf den Badetuch-Berg hinunter. So lange, bis er ganz platt ist. Das macht vielleicht müde, sag ich dir. Nach dem letzten Sprung bleibe ich einfach liegen und mache ein Nickerchen.


„Haaaaaannnnniiiiiii!“ Oh, oh! Verwirrt schrecke ich aus dem Schlaf. Frauli steht aufgeregt vor mir. „Du hast ja heute keinen einzigen Raum ausgelassen, wie mir scheint. Sag einmal, geht’s dir noch gut?“ Häää? „Wenn du so weitermachst, sperre ich dich ins Gästezimmer während ich arbeiten bin. Du kannst doch nicht einfach die ganze Wohnung zumüllen.“ Zumüllen? Ich hab Ordnung gemacht, während du dich in der Arbeit vergnügt hast, bitteschön.


Beleidigt verziehe ich mich, setz mich vor meine leere Futterschüssel und warte geduldig auf mein Futter. Bis Frauli endlich kommt und sie mir anfüllt - das dauert. Ich glaube, das macht sie absichtlich. Und die dumme Kuh, die Nanni, sitzt grinsend neben mir und zeigt mir die Zunge. Diese dumme Nuss aber auch.

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